Europa schlägt Alarm: Pestizide überall – Zeit für Veränderungen

Eine groß angelegte europäische Studie zeigt, dass Pestizide in unserer Umwelt und in Menschen weit verbreitet sind. Das von der Universität Wageningen (NL) koordinierte SPRINT-Projekt macht deutlich, dass eine grundlegende Veränderung in der Landwirtschaft unvermeidlich ist. 

Untersuchung in 11 Ländern 

Das fünfjährige SPRINT-Projekt (2020–2025) untersuchte landwirtschaftliche Regionen in zehn europäischen Ländern und Argentinien. Die Ergebnisse sind geradezu besorgniserregend. In Boden, Wasser und Luft wurden bis zu 40 verschiedene Pestizide pro Probe gefunden. In Hausstaub fanden die Forscher durchschnittlich 65 bis 80 Pestizide, von denen ein Viertel inzwischen verboten ist. Einige dieser Stoffe stören die Darmflora und können über die Gehirn-Darm-Achse sogar das Verhalten beeinflussen. 

„Menschen und Ökosysteme sind komplexen Pestizidgemischen ausgesetzt – oft auch solchen, die seit Jahren verboten sind“, sagt Projektleiterin Prof. Violette Geissen von der Universität Wageningen. 

 

Die Gesetzgebung hinkt hinterher 

Die derzeitige Gesetzgebung berücksichtigt diesen chemischen Cocktail nicht. Risikobewertungen testen in der Regel jeweils nur eine Substanz, während die Realität aus Hunderten von Kombinationen besteht. Vor allem Kinder und schwangere Frauen scheinen besonders gefährdet zu sein. 

Das Forschungsteam fordert die Politik zu strengeren Kontrollen und einer raschen Umstellung auf agroökologische Alternativen auf. Dazu gehören Fruchtwechsel, mechanische Unkrautbekämpfung, mehr Biodiversität und finanzielle Anreize für Landwirte, die Schritte in Richtung einer pestizidfreien Landwirtschaft unternehmen. 

 

Hoffnungsvolle Beispiele 

Dennoch bietet der Bericht auch Lichtblicke. In Ländern wie Portugal, Spanien und Slowenien zeigen Landwirte, dass es auch anders geht. Mit biologischem Weinbau, natürlicher Schädlingsbekämpfung und kurzen Lieferketten produzieren sie erfolgreich ohne synthetische Mittel – und mit gesunden Margen. 

 

Der Wandel erfordert Zusammenarbeit 

Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass es beim Wandel in der Landwirtschaft nicht nur um Technologie geht, sondern auch um Verhalten, Zusammenarbeit und faire Unterstützung für Landwirte. 

„Wir können von Landwirten nicht erwarten, dass sie sich ohne die richtigen Mittel und Anreize ändern“, so Geissen. 

Möchten Sie mehr erfahren? Den vollständigen SPRINT-Bericht und Videos finden Sie unter www.sprint-h2020.eu 

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